Anfangs schrieb ich intuitiv, wild und frei und begriff schnell, dass ich ein paar Regeln lernen muss. Inzwischen weiß ich, dass die wichtigste davon lautet:
Zurück zu den Anfängen!
Liv Marie Bahrow
Roman
Vor über 30 Jahren ist Jans Mutter unter dubiosen Umständen verschwunden. Heute steht der Familienvater vor den Trümmern seiner Ehe, als ein Fund an einem Küstenabbruch ihn zwingt, nach Rügen zurückzukehren und sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Boltenhagen 1970: Oda träumt von der Freiheit, doch ihre Flucht durch die Wellen scheitert. Als sie in der Haftanstalt Hoheneck ist, merkt sie, dass sie ein Kind erwartet.
Ostpreußen 1945: Margit gerät auf einem der letzten Schiffe von Königsberg über die Ostsee in einen Bombenhagel. Sie sieht, wie eine Frau gemeinsam mit ihrem Kind über Bord gehen will. In letzter Sekunde entreißt sie ihr das Bündel.
Drei Kinder ihrer Zeit auf der Suche nach Freiheit und dem Halt einer Familie.
Liv Marie Bahrow ist geboren und aufgewachsen in einer Kleinstadt in der ehemaligen DDR. Ihr kritisches Umfeld und die Ereignisse der Wendezeit haben sie tief geprägt. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und Schreibdozentin und lebt mit ihrer Familie in Leipzig.
Schneller als bei meinen anderen Romanen habe ich immer wieder das Gefühl, alles Nachdenken noch einmal abstellen und vom Schreibtisch weg zu müssen. Alle Recherchen abzuschließen, ehe ich ans Schreiben gehe. Zu groß ist wohl mein Respekt vor dem Thema, und ich will sicher gehen, keinen Irrtümern aufzusitzen, die dann später ausgebügelt werden müssen. Zugleich wünsche ich mir, dass das Erlebnis der Orte und Räume, an denen die Geschichte sich ereignet, mein Schreiben befeuert. In den Jahren der Pandemie habe ich Kurzurlaube in Tschechien gemacht, das man vom Wochenendhaus schnell erreicht. Gespürt, dass die böhmischen Wälder ein Gefühl von Wohlbehagen, auch Vertrautheit auslösen. Schwer zu sagen warum, vielleicht einfach deshalb, weil ich als Kind viel Zeit im Thüringer Wald verbracht habe. Der Wald ist zugleich aber auch Heimat und Sehnsuchtsort der mütterlichen Familie, die von dort vertrieben wurde. Das war in meiner Kindheit nur in Andeutungen präsent, musste aus Geflüster und Reden hinter vorgehaltener Hand, das schnell beendet und abgetan wurde, sobald wir Kinder die Ohren aufspannten, herausgelesen werden. Vielleicht haben wir deshalb so genau hingehört, geahnt: da ist etwas, das wehtut. Warum habe ich nicht genug nachgehakt? Bereue ich das? Definitiv. Habe ich es deshalb auch noch nicht geschafft, nach Arnau zu fahren? Die Gegend dort zu erkunden? Mag sein. Aber das wird sich endlich ändern…